Walentyn Moros

Moros, Walentyn Jakowytsch (15. April 1936, das Dorf Choloniw, das Gebiet Wolhynien, damals Polen — 16. April 2019, Lwiw)

Nach dem abgeschlossenen Universitätsstudium arbeitete Walentyn Moros an seiner Dissertation, unterrichtete zuerst in einer Dorfschule, später an den Pädagogischen Hochschulen in Lutzk und Iwano-Frankiwsk.

In Lutzk wurde Moros Mitglied und nach einiger Zeit Leiter des informellen "Klubs des poetischen Wortes" (ukrainisch: Klub poetytschnoho slowa), der bald aus einer rein literarischen Gruppe zum Dissidentenverein wurde. In Iwano-Frankiwsk war Moros zu Anziehungsperson für die Kollegen mit proukrainischen Ansichten. Er hatte Kontakte mit Dissidenten in anderen Städten, verbreitete die Samisdat-Literatur.

Am 1. September 1965 wurde Walentyn Moros in Iwano-Frankiwsk von den Geheimdienstmitarbeitern festgenommen mit der Begründung, er wäre "der antisowjetichen Agitation und Propaganda" beschuldigt. Er wurde in Lutzk zusammen mit dem Gleichgesinnten Dmytro Iwaschtschenko vor Gericht gestellt. Das Gericht hat Moros zu vier Jahren Koloniehaft mit strenger Vollzugsart verurteilt. Die Strafe büßte der Dissident in Mordwinien ab. Dort hat er sein Werk "Die Reportage aus der Beria-Schutzzone" (ukrainisch: Reportazh is sapowidnyka imeni Berija) verfasst, das in die Freiheit geschmuggelt wurde, im Samwydaw (ukrainisches Wort für Samisdat) erschien und in ganz UdSSR verbreitet wurde. 

Nach der Verhaftungsfrist war Moros 1969 wieder in der Freiheit. Doch die Strafe hat ihn nicht "umerziehen" können. Moros schrieb für Samwydaw weitere Beiträge wie "Im Schnee" (Sered snihiw), "Widerstandchronik" (Chronika oporu), "Moses und Datan" (Mojsej i Datan), die wie seine "Reportage aus der Beria-Schutzzone" schnell allgemein bekannt wurden. In seinen Publikationen manifestierte sich Moros als Anhänger der Ideen des integralen Nationalismus, nicht selten rief seine radikale Haltung Kritik seitens vieler Dissidenten in einigen Fragen. Den Missverständnissen trug seine Konfliktbereitschaft und eine Art Arroganz, die seinen persönlichen Mut und scharfe Urteilungskraft begleiteten. 

Nach der Befreiung genoss Walentyn Moros das Leben in der Freiheit nicht mehr lange, weil er bereits 1970 für seine publizistischen Beiträge zum zweiten Mal verhaftet wurde. Das Gerichtverfahren in Iwano-Frankiwsk verlief hinter der verschlossenen Tür. Diesmal war das Strafverfahren unvergleichlich schwerer: Moros, der als "besonders gefährlicher Wiederholtäter" qualifiziert wurde, erhielt sechs Jahre Sondergefängnis, drei Jahre Straflager und fünf Jahre Verbannung als Strafe. Die Gefängnisfrist saß Moros im berüchtigten "Wladimirskij Zentral" ab und die Lagerfrist in Mordwinien. Er nahm an Hungerstreiken und anderen Protestaktionen der Häftlinge teil. Gleichzeitig hatte er wegen seiner ethnisch-nationalistischen und vermeintlich antisemitischen Ansichten öftere Konflikte mit mehreren politischen Häftlingen der jüdischen und russischen Abstammung, aber auch mit jenen Ukrainern, die seine Ansichten als Diskreditierung der ukrainischen Nationalbewegung betrachteten. 

Walentyn Moros war einer der im Westen bekanntesten ukrainischen politischen Häftlinge. In den USA und in Europa lief eine breit organisierte Befreiungskampagne, die 1979 die Sowjetmacht zu der Entscheidung brachte, Moros und vier weitere Dissidenten gegen zwei sowjetische Agenten, die in den USA verhaftet waren, umzutauschen. So wurden die umgetauschten Dissidenten offiziell ausgebürgert und aus der UdSSR deportiert. 

Im Ausland lebte Walentyn Moros zuerst in den USA und später in Kanada. Er unterrichtete an der Universität Harvard, war Radiomitarbeiter auf Radio Toronto, Herausgeber der Zeitschrift Anabasis, er trat auf den politischen Veranstaltungen der ukrainischen Diasporagemeinde auf, gründete ukrainische nationalistische Organisation "Swjatoslaws Ritter" (ukrainisch: Lytsari Swjatoslawa). Allmählich, infolge seiner schwieriger Natur zerstritt sich Moros mit beinahe allen ukrainischen Gruppierungen im Ausland. 

1991 kehrte Walentyn Moros in die Ukraine zurück, siedelte sich in Lwiw an, unterrichtete in der Stadt an der Universität und an anderen Hochschulen, betrieb Publizistik. Hier ist er gestorben, hier befindet sich seine Grabstätte. 

 
Walentyn Moros

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Vorwort des Redaktors der Historische Wahrheit, Vakhtang Kipiani