Lewko Lukjanenko

Lewko Hryhorowytsch Lukjanenko (24. August 1928, Chryprwka, Bezirk Tschernihiw, Ukrainische SSR, UdSSR – 7. Juli 2018, Kyjiw, Ukraine).

Zum Gegner der Sowjetmacht wurde Lewko Lukjanenko noch in seinen jungen Jahren. Damals ist es ihm klar geworden, dass er für einen erfolgreichen Widerstand dem Regime eine Machtposition erreichen soll. Zu diesem Zweck tritt der junge Lewko Lukjanenko der Komsomolorganisation und nachher der Kommunistischen Partei bei. Ein wichtiger Schritt auf seinem Weg war das Jura-Studium an der renommiertesten Universität der UdSSR – der Moskauer Staatsuniversität. Nach dem Abschluss wurde Lewko Lukjanenko als Propagandist im Bezirksparteikomitee Radechiw, Gebiet Lwiw angestellt. Ein Jahr danach wurde der Mitglied der Rechtsanwaltschaft.

1959 gründete Lewko Lukjanenko zusammen mit einigen Gleichgesinnten eine illegale Oppositionsorganisation – den Ukrainischen Arbeiter- und Bauernverband (UABV) mit der Absicht, für Menschenrechte und nachher auch für die ukrainische Unabhängigkeit friedlich zu kämpfen. 

Das Komitee der Staatssicherheit erfuhr über den UABV schon ziemlich bald und verhaftete Anfang 1961 ihre Mitglieder. Lewko Lukjanenko wurde als "Staatsverräter" (Art. 56, T. 1) und wegen der "Organisationstätigkeit bei besonders gefährlichen Staatsverbrechen" (Art. 64 des StGB der Ukrainischen SSR) zum Tode durch Erschießen verurteilt. Später tauschte das Oberste Gericht die Todesstrafe durch 15 Jahren Freiheitsentzug aus.

Die Strafhaft büßte Lewko Lukjanenko in den Lagern Mordwinens sowie in Gefängnissen der Gebiete Wladimir und Tschernihiw ab. Da nahm er am Kampf für die Rechte politischer Häftlinge teil und erklärte mehrmals Hungerstreik. 

Nach der Befreiung 1976 ließ sich Lewko Lukjanenko in Tschernihiw nieder und arbeitete als Elektriker in der regionalen Kinderklinik.

Trotz der harten Strafe und ständiger KGB- und Miliz-Aufsicht setzte er den Kampf fort und wurde bald Mitglied der neugegründeten Ukrainischen Helsinki-Gruppe. Schon im nächsten Jahr wurde er wieder verhaftet.

1978 erklärt das Tschernihiwer Gebietsgericht Lewko Lukjanenko der antisowjetischen Agitation und Propaganda (Art. 62 des StGB der Ukrainischen SSR) schuldig und verurteilt ihn zu zehn Jahren Lager und fünf Jahren Strafbann.

Als Lewko Lukjanenko nach dem Ende seiner Lagerhaft zum Strafbann geschickt wurde, begann in der UdSSR die Perestrojka. Das politische Leben belebte sich. 1988 wurde Lewko Lukjanenko zum Vorsitzenden der wiederhergestellten UHG in Abwesenheit gewählt, die bald zum Ukrainischen Helsinki-Verband wurde (UHV). Am Ende desselben Jahres wurde der politische Häftling vom Präsidium des Obersten Rates der Ukrainischen SSR amnestiert. Er wurde freigelassen und kehrte bald in die Ukraine zurück.

Im März 1990 wurde Lewko Lukjanenko zum Abgeordneten des Obersten Rates der Ukrainischen SSR gewählt. Auf der Basis des UHV wurde im April 1990 die Ukrainischen Republikanische Partei gebildet – mit Lewko Lukjanenko an der Spitze. 

Lukjanenko war Autor eines historischen Dokumentes – des "Aktes über die Erklärung der Unabhängigkeit der Ukraine" vom 24. August 1991. Er kandidierte bei der ersten Präsidentenwahl im Dezember 1991 und mit 4,49% Stimmen belegte den dritten Platz.

1992-1993 arbeitete der ehemalige politische Häftling als ukrainischer Botschafter in Canada. Später kehrte er in die Politik zurück und war Abgeordneter des Obersten Rates der 2., 4., und 5. Legislaturperiode. 

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Lewko Lukjanenko im Dorf Chotiw, in der Kyjiwer Region. 2018 starb er nach langwieriger Krankheit.

 
Lewko Lukjanenko 

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Warum ist es wichtig, aktuell über Dissidenten zu sprechen

Vorwort des Redaktors der Historische Wahrheit, Vakhtang Kipiani